Wohnen in wachsenden Städten und die Frage nach einer sozialen und nachhaltigen Stadt: INUAS-Konferenz 2019

Seestadt Aspern © Schedl
Seestadt Aspern © Schedl
16.10.2019

Global Cities sind laut Marc Diebäcker „Städte, die stark miteinander verflochten sind, aber auch stark miteinander in Konkurrenz stehen“. Durch ihre unternehmerische Intention, Investitionen anzuziehen, entstehe vor allem seit der Finanzkrise 2008 eine besondere Dynamik. Auf die Nachfrage, welche Dynamik sich nun zwischen Zentrum und Peripherie abspielt, erläutert Diebäcker, dass sich in den letzten 30 Jahren die Entwicklung verfolgen ließe, dass Stadtgebiete, die neu aufgewertet werden, starken Zustrom von kaufstarken Gruppen erführen. Die dort ansässige Bevölkerung sei aber in der Regel ärmer als die neu hinzuziehende, könne sich die steigenden Wohnkosten nicht leisten und werde zunehmend aus zentralen Lagen verdrängt. „Periphere Quartiere erfahren dadurch eine Aufwertung, was wiederum Druck auf die dort lebende, oft ärmere Bevölkerung erhöht. Wir beobachten vielerorts also eine starke, oft verdeckte Verdrängungsspirale mit erheblichen sozialen Polarisierungseffekten“, so Diebäcker. Über diese Thematik wird bei der INUAS-Konferenz Loretta Lees, eine der bekanntesten Gentrifizierungsforscher*innen, referieren.

Die Frage danach, ob Gentrifizierung, Verdrängung und Zusammenleben nicht auch einen politischer Themenkomplex darstellt, bejaht Marc Diebäcker. Eine große zentrale Frage der Stadtpolitik sei, wie eine soziale Stadt es schaffen kann, qualitätsvollen Wohnraum für ihre gesamte Bevölkerung anzubieten. „Ich glaube, es ist dabei wichtig, den sozialen Wohnungsmarkt zu stärken und auch der private, frei finanzierte Markt steht in der Verantwortung ausreichend leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen.“

Im Rahmen der INUAS-Konferenz wird diskutiert werden, welche unterschiedlichen Lösungen Städte weltweit entwickeln. Marc Diebäcker weist hier zunächst auf die großen Privatisierungswellen in den 1990er und 2000er Jahren hin, sowie darauf, dass Städte wie Berlin, London, Amsterdam, Warschau, Stockholm oder München jetzt spürten, dass die Mieten stark steigen und eine wichtige Alternative des Gegensteuerns verloren gegangen ist. In Barcelona habe die lokale Regierung aufgrund der widerständigen „Wohnungsbewegung“ ein neues politisches Programm entwickelt. Javier Burón Cuadrado, Barcelonas Wohnbaustadtrat, wird darauf in seiner Keynote eingehen.

Ein zentrales Anliegen der INUAS-Konferenz sei, von Ländern anderer Kontinente zu lernen und dadurch Urbanisierungsdynamik und Wohnverhältnisse in Asien, Afrika oder Mittel- und Südamerika besser zu verstehen. „Daher bin ich sehr froh, dass wir z.B. auch Referent*innen aus Kairo, Tel-Aviv, Rabat oder Shanghai begrüßen können. Ganz besonders freue ich mich natürlich auf Amita Bhide aus Mumbai, die in ihrer Keynote über Realitäten und Utopien des Wohnens in Indien berichten wird“.

Das komplette Interview finden Sie auf der FH Campus Wien-Website.

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